Male
Schon die alten Griechen produzierten Keramik mit erotischen Motiven. Seitdem war der Akt ständiges Sujet der Künstler: Bosch, Cranach, Rubens, Goya, Picasso, Dix, George Grosz, Horst Janssen, um nur wenige der Großen zu nennen. Wenn sich Kunst als die Suche nach neuen Wegen versteht, so ist der Aktzeichner nicht in Gefahr, das Rad zum 100. Mal neu zu erfinden: Einem Rodin, einem Picasso, einem Schiele war das ziemlich egal, ebenso wie die Anerkennung durch Kritik und Publikum. Sie waren fasziniert und also zeichneten , malten und modellierten sie ihr Vorzugssujet wie es ihnen gefiel. Und sie schufen ihre eigene "Venus von Willendorf" and so does Male, wie Manfred Schmale aus Gummersbach auf Pseudonymisch heisst. Mit schnellem spontanen Strich lässt er die Rohrfeder spielen, umspielt die anziehenden Posen dieser Damen, auf den ersten Blick skizzenhaft dahingeschlampte Schlampen. Aber wie er mit konzentrierten Konturen die Volumina der Schönen beschreibt, lässt die Pranke des alten Löwen ahnen - tatsächlich war er in seinen frühen Berliner Zeiten ein anerkannter Bildhauer und Assemblage- und Enviroment-Meister. Auf den zweiten Blick erkennen wir, dass er sich modischen gefälligen Klischees entzieht - seine Damen, gekonnt skizziert, sind keine perfekten Puppen zu Angaffen, sondern zeigen Menschen in ihrer Unvollkommenheit, die er versteht und trotz aller Ironie auch respektiert. Jahrzehntelang hat sich Male dem Kunstbetrieb entzogen. Hoffen wir, dass er mit dem Strich seiner neu entstandenen lavierten Skizzen den Faden wieder findet und an die frühere Breite und Weite seiner Arbeit anknüpfen kann. Mal riskant, mal provokativ, mal verleugnet, mal bewundert - aber immer Male.

Peter Hain

©2009 Male